Teil 19
Die Bremsen
Jetzt in der Coronazeit, wo irgendwie alle von uns Sorgen wegen der Zukunft haben, möchte ich euch was Gutes tun und den nächsten Teil meines Berichtes bringen, der euch etwas aufmuntern soll :thumbup:
Eigentlich bin ich jetzt ja so gut wie fertig. Der Motor läuft, die Elektrik funktioniert, keine Fehlermeldungen stehen an. Und alles was ich mir vorgenommen hatte ist dran und passt. Nein Stop, nur fast alles. Bremsen sollten schon dran sein, denn die Motorbremse allein wird nicht reichen 
Ich hatte ja Anfang Januar 2020 die Bremszangen von HEL bestellt in der Meinung dass ich die sofort bekommen würde. Aber in vernickelt hatte der deutsche Vertreter GMS leider keine mehr am Lager. Die waren zwar nachbestellt, aber im Rückstand. Keine Ahnung weshalb, vielleicht Vorboten des Brexit, denn die HEL ist ja aus England. Also heißt es warten, was mir schon arg schwer fällt, wenn ich weitermachen will 
Und um die Bremsanlage so schön, komplett und funktional zu machen, wie ich mir das schon lange gewünscht hatte, hatte ich noch Schnellkupplungen von Venhill bestellt zusammen mit dazu passenden Banjos. Da diese Schnellkupplungen auch in England gefertigt werden, hatte ich das schnell noch Mitte Januar gemacht um die Teile sicher noch vor dem Brexit zu bekommen. Venhill hat mega schnell reagiert, eine super Abwicklung gemacht und auch extrem schnell geliefert. Die Teile kamen bereits am 21. Januar bei mir an, also nur 7 Tage nach der Bestellung. Echt klasse.
Als die Teile kamen, war ich total begeistert. Wunderschöne Teile.

Schnellkupplungen in den Bremsleitungen wollte ich schon soooo lange, weil ich das Gefummel mit an den Bremsleitungen hängenden Zangen beim Belagwechsel und beim Reinigen echt hasse 
Mit den Schnellkupplungen kann ich nun die Zangen zum Belagwechsel und Reinigen sehr schön einfach abnehmen, auf den Tisch oder wo auch immer hinlegen und vernünftig dran arbeiten. So muß das sein, zumindest aus meiner Sicht 
Anfang Februar kam dann bärchen mit der Idee, in die Bremskolben Magnete einzubauen, die die Bremsklötze schön an den Kolben halten, wodurch sich ein schön freilaufendes Rad ergeben müsste. Rennteams machen so was teilweise, gerne in Kombination mit Schnellwechselvorrichtungen.
Diese Idee faszinierte mich natürlich sofort und ich machte mich gleich ans Werk und überlegte mir, wie so was zu realisieren wäre. Also ein paar Skizzen gemacht, im Internet nach passenden Komponenten gesucht und vorläufige Zeichnungen angefertigt. Dann zu einer kleinen Bearbeitungswerkstatt in meiner Nähe und abschätzen lassen, was so was wohl kosten würde. Soll ja nicht nur praktisch, sondern auch bezahlbar sein 
Und Mitte Februar kamen dann endlich die HEL-Sättel. Mega edle Teile, sehr intelligent gemacht, aus dem Vollen gefräst, komplett vernickelt, und mit Stahlkolben ausgerüstet. Die Zangen waren 2 Jahre lang zusammen mit Rennteams in der BSB entwickelt worden 



Also fix mal probehalber angebaut, aber leider sah ich sehr schnell, dass der Anschluss zu den Bremsleitungen so für mich nicht passte

Die Schnellkupplungen standen furchtbar weit nach aussen ab, weil die Anschlusspunkte an den Sätteln recht unglücklich nahe unterhalb der oberen Bremssattelbefestigungsschraube liegen 

Klar dass das so für mich nicht geht. Ich will die Schnellkupplungen und die Bremsleitungen hinter der Gabel haben, damit die im Fall des Falles etwas geschützt sind und beim Ausritt ins Kiesbett nicht gleich abgerissen werden 
Also ging die Suche nach passenden Banjos los 
Aber nichts zu finden. Für Stäubli-Kupplungen gibt es Anschlussstücke direkt an die Bremssättel, aber von Venhill leider nicht. Dafür sind die Schnellkupplungen von Venhill aber auch deutlich billiger als die von Stäubli.
Egal, hilft mir jetzt auch nicht, ich brauche einen Anschluss, der meinen Vorstellungen entspricht. Auf der Venhill-Homepage konnte ich keinen Banjo finden, der so gebogen ist wie ich ihn brauche. Rückfragen bei Venhill ergaben auch nur, dass es so einen nicht gibt. GMS, der Importeur und deutsche Vertreter von HEL bemühte sich wirklich sehr um eine Lösung, konnte mir aber kurzfristig keine bieten 
Also machte ich mir selbst Gedanken, wie der Anschluss sein müsste, machte eine Zeichnung und ließ mir von dem Bearbeiter in meiner Nähe Anschlussstücke nach meinen Vorstellungen fräsen. Nachdem die fertig waren, baute ich sie an und nun waren die Schnellkupplungen genau in der Position wie ich es mir vorgestellt hatte :thumbup:

Jetzt aber zurück zur Idee mit den Magnetkolben. Als die Bremszangen gekommen waren, sofort einen Kolben ausgebaut und vermessen, Magnete und Befestigungsteile bestellt, ein paar Versuche in Bezug auf die Haftkraft der Magnete gemacht, die Toleranzen festgelegt, Fertigungszeichnungen gemacht und die Einzelteile beim Bearbeiter bestellt.
Nach 2 Wochen habe ich alle Einzelteile zusammen und es geht an den Zusammenbau.


Und es funktioniert perfekt: die Bremsklötze kleben an den Kolben wie es sich gehört. Damit ist es auch überhaupt kein Problem, die Haltefeder wegzulassen, die eigentlich die Bremsklötze fixiert. Diese können ja nicht ins Schwingen geraten, wenn sie an den Kolben kleben. Die Haltefeder wegzulassen hat aus meiner Sicht nur Vorteile, denn diese stört nur die Abströmung der erhitzten Luft aus den Bremsen und hindert durch ihre Vorspannung die Bremsklötze daran, leicht mit den Kolben zurückzugehen.
Also alle Magnetkolben eingebaut, die speziellen Anschlussstücke und die Schnellkupplungen montiert. Macht alles einen mega guten Eindruck 
Tja, aber wenn schon Magnetkolben an den vorderen Bremsen, weshalb eigentlich nicht auch hinten. Dort stört es mich sowieso immer, dass die Klötze eine Tendenz haben, nach innen zu klappen, wenn ich beim Einbau des Hinterrades die Bremsscheibe einzufädeln versuche 
Also weg mit der hinteren Bremszange, raus mit den Kolben, diese vermessen und Nachdrehen und spezielle Haltestücke für die Magnete fertigen lassen. Der Bearbeiter wartet ja nur auf mich 
Auch hier ist das Ergebnis so wie ich es mir erhofft hatte: Die Bremsbeläge klappen nicht ungeplant nach innen und der Radeinbau geht super easy 
Jetzt kann ich endlich die neuen Bremsleitungen ausmessen und bei GMS bestellen. Diese sind ebenfalls von HEL, werden aber von GMS selbst nach Bedarf angefertigt.
Und als die Bremsleitungen da sind, gleich alle anbauen. Die sind sehr schön flexibel, haben schön kompakte Banjos und alle Stahlteile incl. der Hohlschrauben sind aus rostfreiem Stahl. Super Qualität. Alles passt und ist jetzt so wie ich es mir vorgestellt hatte 


So, und jetzt ist es Zeit, die Bremsanlage zu füllen und zu entlüften. Geht super easy mit den Stahlbus-Entlüftungsventilen, die natürlich dazugehören. Toller Druckpunkt, Kolben und Beläge gehen sauber zurück und die Räder drehen wunderschön frei. So stelle ich mir Bremsen vor!!!

Jetzt hoffe ich nur, dass das auch im harten Rennstreckenbetrieb so bleibt. Assen wird es zeigen, wenn es stattfindet, was ich allerdings sehr hoffe.
Aber weshalb eigentlich nicht??? Ich blicke zuversichtlich in die Zukunft und gehe davon aus dass Assen stattfindet und dass die Bremsen mega gut sind
:thumbup: