Ich kann den Ausführungen von Roman173 und henne39 absolut zustimmen.
Und ich möchte mal erklären, weshalb es technisch nur in ganz bestimmten Fällen notwendig ist, Schrauben hoch vorzuspannen.
Das ist nur dort notwendig, wo gleichzeitig sehr hohe Belastung und Schwingungen vorliegen. Ein spezielles Beispiel hierfür sind Pleuelschrauben, Schrauben an Kurbelwellenlagern etc. In solchen Fällen erreicht man mit hoher Vorspannung eine starke Reduzierung der Schwingungsamplituden und vermeidet dadurch Schwingungsbrüche in den Schrauben. Erspart mir die genauen technischen Hintergründe hierfür, dies würde zu einer längeren Abhandlung führen.
An sicher 90% der Schrauben an einem Motorrad, in jedem Fall aber an den Bremssätteln, handelt es sich um nahezu statische Belastung, und Schwingungsbrüche in den Schrauben sind dort nicht zu befürchten. An diesen Stellen geht es hauptsächlich darum, die Teile so miteinander zu verbinden, dass die Kräfte aufgenommen werden und zusätzlich darum, eine Vorspannung einzubringen, um Lösen zu verhindern.
Um Lösen von Schrauben bei ungünstigsten Eventualitäten und Unsicherheiten mit absoluter Sicherheit zu vermeiden, legen die Hersteller einige Sicherheiten rein und empfehlen reichlich hohe Vorspannung, die teilweise nicht sehr weit weg von der Belastungsgrenze von Schraube und Einschraubgewinde liegen.
Ich persönlich ziehe statisch belastete Schrauben nur mit 80 bis 90 % der Herstellerangabe an, mache dies aber sehr sorgfältig und mit Drehmomentschlüssel. Dies schont die Schrauben und vor allem die Einschraubgewinde. Damit riskiere ich auch nicht eine angeknackste Schraube oder ein teilweise angerissenes Gewinde. Beides kann zu plötzlichem Versagen der Verbindung führen.
Schrauben, bei den selbständiges Lösen gefährlich wäre, sichere ich bevorzugt mechanisch mit Sicherungsdraht oder dergleichen.
Aus meiner Sicht ist bei diesem Thema „weniger mehr“.