Verhalten auf der Rennstrecke

Moin,

aus gegebenen Anlass fühle ich mich einmal bemüssigt in paar Worte zum Thema Verhalten auf dem Track zu äußern.

Ich halte den Text bewusst allgemein.

Das wichtigste Element ist mMn, dass man sich eines immer wieder bewusst machen sollte, bei allem Enthusiasmus, Ehrgeiz und der Freude über sich selbst.

99% von uns fahren auf dem Track, um Spass zu haben. Wir verdienen damit kein Geld. Wir geben vielmehr viel Geld für unser Hobby aus. Viele von uns haben Familie und /oder Jobs, bei denen es nicht so gut kommt, wenn man wochenlang wegen einer Verletzung ausfällt. Besonders für die Selbstständigen unter uns ein besonderes Thema.

Wir wollen alle nach 1/2/3 Tagen auf dem Track ohne Schrott und gesund wieder nach Hause kommen.

Deshalb ist die wichtigste Regel „Ruhe bewahren und eine Attacke auch mal abbrechen“

Es geht um nichts.

Die 1. wichtige Regel ist fahr nachvollzieh- und berechenbar für alle anderen. Daraus folgen ein paar Konsequenzen.

  • wenn irgendwas ist, egal was. Zuallerst muss der linke Arm hochkommen. Nicht erst gucken was da klappert oder komisch tönt. ARM HOCH. Und wenn das Problem nicht sofort erledigt ist, auf der Seite der Strecke wo man gerade ist ins Gras. Auf jeden Fall weg von der Piste. Man macht sich definitiv keine Freunde, wenn man die halbe Strecke bis zur Boxenausfahrt einölt.

  • Niemals überraschend bremsen oder auch nur langsamer werde. Kein Mensch rechnet damit. Auf dem Track geht es nach vorne. Immer.
    Auch bei gelben oder roten Flaggen. Speed ein wenig rausnehmen, aufmerksam fahren, aber nicht plötzlich den Speed rausnehmen oder gar Bremsen. Oder fährt einer von euch auf der LS bei einem Wildwechselschild plötzlich 60 km/h?

Besonders bei roter Flagge gilt es, das das ganze Feld (unter Berücksichtigung von Öl, Flüssigkeiten, Wrackteilen) so schnell wie möglich von der Strecke kommt. Je früher der Rettungswagen raus kann, desto besser für den Verletzten

  • Ausfahren von der Strecke IMMER den Arm hoch. Ab der letzten Kurve bis zur Ausfahrt. Und runter von der Ideallinie, auf der Seite der Boxenausfahrt bleiben. Auch wenn der Turn abgebrochen oder beendet wurde. Es kann immer sein, dass irgendwer es nicht mitbekommen hat und mit Speed von hinten angeflogen kommt.
    Most ist ein unschönes Beispiel. Assen auch. Ausnahmslos bei jedem Event erlebe ich es, dass auf der Ideallinie jemand um die letzte Ecke vor der Ausfahrt bügelt und sich sogar noch nach raustragen lässt (Most) und dann erst nach der Kurve den Arm hebt, um dann wieder quer über die Strecke in die Ausfahrt zu zielen. Absolutes NoGo. Ebenso Gruppen von Freunden in der einer stürzt und der Andere meint anhalten zu müssen.

Neiiii-ein.

Oder Umdrehen und nach dem Kumpel schauen. Leider beherrschen es die wenigsten dabei ihre Linie zu halten. Und wozu ist das gut? Wenn der Kumpel schneller ist, kommt er irgendwann vorbei. Wenn nicht, nicht. Und wenn man den Kumpel sieht, was dann? Langsamer fahren? Wozu?

  • Kein Windschattenfahren. Lass es. Es kann immer sein, dass der vor dir überraschend langsamer wird. Und sei es nur, weil er vergessen hat zu tanken. Dann hängst du ihn unweigerlich im Heck.
    IMMER leicht versetzt fahren, immer so, dass man im Notfall rechts/links am Vorderman vorbei kommt.

  • Überholen
    Da es leider immer noch genug gibt, die sich nicht an obige Regeln halten, ist das Überholen im Bereich der Boxenausfahrt die kritische Stelle. Wenn es nicht unbedingt sein muss, LASSEN. Immer damit rechnen, dass der vor dir plötzlich abbiegt. Oder wenn schon, dann auf der Seite überholen, die gegenüber der Boxenausfahrt liegt.
    Es nützt dir gar nichts mit den anderen im Dreck zu liegen und sagen zu können, dass der andere einen Fehler gemacht hat. DU hast Aua. DEIN Moped ist Schrott.

Grundsätzlich gilt, dass der Überholer die volle Verantwortung für das Manöver hat bis er sicher sein kann, dass der andere ihn sieht.

Um diese Verantwortung übernehmen zu können, sollte man den zu Überholenden sicher einschätzen können.
Dass der sich an die Regel „berechenbar fahren“ hält, muss man einfach so voraussetzen.
Zweitens, überhole konsequent und überlegt. Man sollte den gesamten Vorgang schon im Kopf haben, bevor man ansetzt. Dazu gehört, dass man sich seinen Vorderman ein/zwei Kurven angesehen hat. Welche Linie fährt er? Ist seine Schwäche (deshalb bist DU ja schneller) die Bremszone, die Beschleunigungszone, die Linie oder der Kurvenspeed? Ist es realistisch ihn zu packen, so dass er Dich sehen kann VOR der nächsten Kurve?
Wenn du aus all dem ein klares Konzept für das Überholen hast, Gooooooo.
Und wenn es dennoch nicht reicht, abbrechen. Einen Punkt zu haben bis wohin es geklappt haben sollte, gehört zum Konzept.

Wie gesagt, es geht um nichts.

Und die Ideallinie gehört dem zu Überholenden solange bis er einen gesehen hat. Der Überholende hat sich solange eine andere Linie suchen.

Und überraschend hinter jemanden auszuscheren ist auch keine gute Idee. Hinter dir könnte schon jemand angesetzt haben euch beide zu überholen.

Damit verbietet sich spontanes Überholen in der ersten Runde eines Turns und wenn dann nur mit besonderer Vorsicht. Im ersten Turn schießen sich alle noch ein, fahren ihre Reifen warm, sortieren sich selbst, ergo haben noch nicht ihren Rhythmus, ihre Linie, ihren Speed. Dein Vorderman ist schlicht schlecht oder gar nicht einzuschätzen. TAKE CARE.
Das gilt umso mehr für den ersten Turn am ersten Tag.
Wenn man über den Tag rausgefunden hat wo man selber mit seinem Speed in seiner Gruppe liegt, dann kann man das Risiko minimieren indem man als erster (wenn man zu den Schnellen gehört) oder eher im hinteren Drittel rausfährt.

Und damit das immer besser wird, nehmt euch auf einer unbekannten Strecke einen Instruktor. Grundvoraussetzung für das Miteinander auf dem Track ist, dass jeder DIE Linie kennt. Und die kann man nicht selber lernen. Die muss man gezeigt bekommen. Jeder Kratzer im Lack, jeder abgebrochene Hebel ist teurer als eine Gruppeninstruktion.

Und noch eine Bitte: Geht zur Fahrerbesprechung. Auch bei Veranstaltern, die das eher lax handhaben. Nur bei der Fahrerbesprechung wird noch mal auf Besonderheiten eingegangen. Auch am 2. Tag.

Habe ich was vergessen?

In diesem Sinne, gummierte Seite unten, lackierte Seite oben.

R.

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Danke für die Erklärungen.
Ich selbst fahre auch öfters lange hinter einem Mitfahrer hinterher, da es mir schwer fällt zu entscheiden, wo ich genau überholen kann. Im Anfängerbracket ist auch eine Ideallinie beim Anderen nicht immer zu erwarten (bzw. kleinere Hubräumer fahren gegebenenfalls eine andere Linie als man selbst). Mir ist es dann auch schon passiert, dass von hinten ein weiterer Mitfahrer kam und einfach reingsestochen ist, so dass ich fast mit diesem kollidiert wäre.

Wie ist denn das grundsätzlich mit der Haftung auf der Rennstrecke bei grob fahrlässigem Verhalten, ist da trotz Haftungsausschluss juristisch ein Vorgehen möglich?

Beweislage ist halt schwierig - denke da gibts min Zweifelsfall nichts zu holen…

…sehr schöner Beitrag, zuerst dachte ich du warst die Woche in OSL wie einer auf der Start/Ziel Strecke auf Höhe der Uhr einen Motorplatzer hatte und dann ganz rechts bis unten die Strecke mit Öl voll gemacht hat, 1 1/2 Turns sind dadurch ausgefallen.
Für den Fall das noch etwas Erwähnt werden soll, sollte der erste Beitrag ergänzt werden, da bleibt alles sehr schön zusammen.
…vielleicht nochmal darauf hinweisen, das nur auf der Seite überholt wird in welche die nächste Kurve ist, sprich ist die nächste eine rechts auch nur rechts Überholen.

…ja ganz Wichtig bei gelb und rot nicht zu langsam fahren, der im Kies liegt warten ungern lange auf den RTW.
Frage sollte die Flaggenkunde mit rein, da es hier auch Neulinge lesen?

viele kenne die weisse Flagge nicht = Deutlich langsameres Fahrzeug auf der Strecke … wie Krankenwagen oder safety car

…genau das Thema hatten wir in OSL und ich gebe offen zu, das ich es wieder wusste nachdem es jemand gesagt hat.
Kann aber auch ein Motorrad sein, welches versucht in die Box zu kommen anstatt zur Leitplanke oder Versorgungsweg zu fahren.

Taucher Argument bei roter Flagge werde ich ergänzen. Je schneller alle von der Strecke sind, desto schneller kann der RTW zum verunglückten.

Flaggenkunde ist mMn was für die Fahrerbesprechung. Ein seriöser Veranstalter wird das dort durchgehen. Vor allem die Besonderheiten der jeweiligen Strecke (60 auf rosa, weiß, gelb/Rot usw.) werden da noch mal angesprochen.

R.

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Hey aber ganz ehrlich das mit dem überholen auf der Seite wo die nächste Kurve hin geht ist für mich Schwachsinn.

Soooooo schwachsinnig ist das nicht zwingend. Wenn ich z.B. in einer Linkskurve am Kurvenausgang direkt hinter einem langsameren Fahrer bin, abwarte dass er sich an die Curbs rechts raustragen lässt beim Beschleunigen und dann weiter nach links zieht, um die folgende Rechts außen anzufahren, dann bin ich schon mal auf der sicheren Seite und habe eine gute Chance an ihn vorbei zu kommen und dass er mich sieht bevor er richtig einlenkt.
AdR im Wald ist da ein gutes Beispiel, Ochersleben nach dem Shell-S, vor der Hasseröder und Assen nach dem Omega vor der Spitzkehre. Wobei in Assen wichtig ist, dass man die Linie des Vordermannes im Omega schon beobachtet hat. Wenn da einer die MOTO GP Linie fährt, dann würde ich es lassen vor der Spitzkehre zu überholen. Das kann dann sehr eng werden.

R.

Ja das mag ja sein das es an gewissen Stellen Sinn macht. Aber mir ging es um die grundsätzliche Aussage

„.vielleicht nochmal darauf hinweisen, das nur auf der Seite überholt wird in welche die nächste Kurve ist, sprich ist die nächste eine rechts auch nur rechts Überholen.“

Nur !!??
Also für mich ist die rechts in Osl nach der tripple links das beste Beispiel weil ich da soviel Leute außen rum überhole.

Da musst du aber auch wissen was du tust oder der vor dir. Wenn du am Ende der Innencurbs nicht an deinem Vordermann vorbei bist (der ja seine Blickführung auf den Innenradius richtet, dich als außen erst sehr spät sehen kann), dann steckst du links außen im Dreck, wenn der sich lehrbuchmäßig raustragen lässt. Dann wird das eng auf dem gerade Stück vor der Schikane.
Die bessere Überhollinie ist, wenn man schon in der Triple erkennt dass man schneller ist, die Rechts weiter zu fahren als der Vordermann. Also etwas später einlenken, einen weiteren Bogen fahren aber nicht außen überholen und dann innen ansetzen und sobald der Vordermann sich vom Innencurb löst und die Lücke aufmacht sauber bis zur Schikane rechts überholen. Dann schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe

  1. der Überholte sieht einen früher, weil er nach rechts schaut in Vorbereitung auf die Schikane und man selber ist ja rechts von ihm.
  2. man geht dem Risiko aus dem Weg, dass der andere einem links den Platz zum Überholen raubt, weil er sich bis an die Aussencurbs raustragen lässt. Genau dahin wo man gerade vorbei will.
  3. man sollte jedoch abbrechen, wenn nicht wirklich in den Sichtbereich des anderen kommt bevor die Schikane angebremst wird.

R.

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Sehr gutes Thema!

Ganz wichtig finde ich auch das richtige reinfahren in die Rennstrecke!
Immer umsehen, die durchgezogene Linie nicht überfahren und nicht die Ideallinie kreuzen… unglaublich was man da immer für Aktionen sieht und ich spreche hier nicht von den Anfängern, es gibt da bei den schnellen immer wieder Leute die in der Einführungsrunde den Rundenrekord knacken müssen…

Was mir auch noch am Herzen liegt und ich bei jedem Event min. einmal sehe, die Einbahnstraße, auch in der Boxengasse!
Selbst in Schritttempo ganz nah an den Boxen ist VERBOTEN!

In diesem Sinn

Mfg

@Timo, kann dich schon Verstehen, es gibt zwei Situationen, die erste, du bist um einiges schneller und der Gegner ist ein Frühbremser, dann kann man das schon mal machen, als zweites, der Gegner ist nur marginal Schneller, dann geht sowas schon schnell ab ins grün.
Selber schon die Erfahrung gemacht, in Oschersleben, nach der Gegengerade kommt die rechts links kurve, ein Gegner war sehr weit rechts in der links kurve, wollte links vorbei, plötzlich kam er wieder auf Geschwindigkeit und wir fuhren Parallel auf die links zu, und wieder Plötzlich schaute er nach links zu mir und zog auch rüber, für mich blieb nur das grün über. Das ist auch der Grund warum meine Verkehrsorange lackiert wurde.
Das gleiche hatte ich am letzten Freitag, brems bereit kam ich locker dran vorbei.

Ja, Boxenausfahrt niemals stehen bleiben und keinen behindern.

Wir waren in Box 16 und ein paar Kaoten in Box 17, die Streckenleitung (Anna und einer aus dem Team von Hafeneger) haben 2 X Besucht gemacht wegen ihren Verhalten. Die sind unter einen Meter an unsere Box vorbei, so was geht gar nicht.
Wenn man zur Box will, die Hand kurz raus damit alles Wissen das er gleich die rote Markierung kreuzt.

Ein Argument innen zu Überholen wäre auch noch das man nicht durch einen Sturz/Rutscher des zu Überholenden abgeräumt werden kann. :grinning_face:

Und eine Überholung außenrum hat den Vorteil den überholten beim Sturz nicht abzuräumen :wink:

Zurück zum Thema: Gut geschrieben, gefällt mit.

Aber seien wir doch mal ehrlich. Wenn die Geschwindigkeitsunterschiede so hoch sind, dass ich irgendjemand in irgendeiner Kurve AUSSEN überholen kann, ist einer von beiden in der falschen Gruppe.

Wenn das halbwegs solide gehandhabt werden soll, dann sollte das Problem nicht mit einer Diskussion über „wie überholt man außen am besten“, sondern mit einem Gespräch beim Veranstalter, um eine andere Gruppeneinteilung zu erreichen.

Da helfen Transponder dem Veranstalter nur zum Teil. Ein Transponder zeigt nur Unterschiede in der Rundenzeit, aber nicht wie jemand fährt. Es ist keine Schande den Veranstalter auf solche Sachverhalte hinzuweisen und schlussendlich im Interesse aller.

So schön es fürs eigene Ego ist, sagen zu können dass man außen überholen kann, besser ist es in einer Gruppe zu fahren, wo das Problem gar nicht erst auftritt.

R.

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Ich sage ja nicht das
Mir das Spaß macht außen rum zu überholen.
Ihm Gegenteil. Aber leider gibts es immer noch Veranstalter die sich auf die Selbsteinschätzung ihrer Teilnehmer verlassen.
Wenn die Gruppen homogen sind dann solche Sachen eher seltnen.
Sonst kann es vorkommen das je nach stecke usw in einer Gruppe eine Zeit Differenz von 10 oder mehr sek pro Runde vorkommen können.

Ich bin klar dafür das der überholende die verantwortung trägt. Aber je schneller die Gruppen je härter auch die übergolvorgänge.

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Oder aber die Terroristen Fahrten, besonders untermotorisiert gehts oft nur außen rum. Schnell mit Schwung vorbei und den Ausgang dicht machen, wobei man dann schon halbwegs wissen sollte, was man da tut.

Einfach mal Rücksicht nehmen und nicht immer die Ellbogen raus.
Es ist nun mal so, daß es zeitliche Unterschiede gibt.
Bei fast jedem Veranstalter wird mittags umgruppiert damit es homogen wird.
Wenn die ganz langsamen nicht mehr teilnehmen wird es wohl irgendwann kaum mehr bezahlbar sein!!

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Man kann dem gut entgegenwirken, indem man den „richtigen“ Veranstalter wählt.

„Billig können wir uns nicht leisten!“

Schaut mal bei den günstigeren Veranstaltern nach, warum das so ist.

Wo kann man sparen? Streckenposten, Ärzte, Gruppen überfüllen, jeder Fitzel kostet extra etc.

Unterm Strich ist das nicht immer die günstigere Variante, besonders im Fall der Fälle…

Will da niemanden zu nahe treten, aber ich gebe lieber 2 Mark mehr aus und habe homogene Gruppen, eine permanent nachregulierende Zeitnahme, mehr wie 1 Arzt an der Strecke, menschliche Streckenposten und und und

Erfahrungsberichte gibt es zu Hauf.

Positive Erfahrungen konnte ich sammeln:

Speer, ActionBike, ProSpeed/ Valentinos, Hafeneger, BikePromotion, FR Performance, Schräglage, HPS, Rehm, Redline